Ii. Heimatkunde der Provinz Ostpreußen.
A. Samlonö.
a) Grenzen. Die Landschaft Samlanö wird im Norden von der Ostsee
und dem Punschen Haff begrenzt. Im Osten bildet die Dehne, im Süden der
pregel und das Zrische Haff die Grenze. Im Westen wird sie von der Ostsee
bespült. Sie hat die Form eines länglichen Vierecks.
1. Die Ostsee wird auch das Baltische Meer genannt. Ihr Wasser ist
schwach salzig und daher für den Menschen nicht genießbar. Es ist von hell-
grüner Zarbe. Die Tiefe der Ostsee ist nicht bedeutend- sie beträgt im Durch-
schnitt 60—80 m. fluch in einiger Entfernung vom Ufer würde ein unter-
gegangenes Schiff mit seinen Nlastspitzen über dem Wasser emporragen. Die
Oberfläche des Meeres heißt der Meeresspiegel. Oft wird er vom Winde
gewaltig aufgewühlt. Dann schleudert die Ostsee haushohe Wellen zum Ufer,
die namentlich im Zrühjahr und herbst bei Nordweststürmen den Schiffen sehr
gefährlich werden können. Das Ufer wird Küste genannt. Diese ist durchweg
flach und sandig. Nur an der Nordseite des Samlandes ist sie an einzelnen
Stellen sehr steil, am bedeutendsten bei Warnicken. Besonders steinig und für
die Schiffahrt gefährlich ist die Nordwestspitze des Samlands. Daher ist dort
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
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26
Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
Gewitterregen die endlose Mühe der fleißigen, ausdauernden Winzer zunichte.
Zm Sommer heißt es, die Erde häufig lockern, damit Zeuchtigkeit und Wärme
genügend eindringen können, und das lästige Unkraut, das gar leicht die jungen
Reben überwuchert, jäten. Oer herbst ruft dann zu neuer, aber froher Arbeit
hinauf in den Weinberg und lohnt des rastlosen Winzers mühselige Arbeit durch
reiche Lese.
5. Weinlese. Dicke, weiße Vktobernebel wogen über die Klußtäler dahin
und führen allmorgendlich einen hartnäckigen Kampf mit der herbstsonne.
Endlich aber ist sie siegreich durchgedrungen. Ihre oft noch sengenden Strahlen
umfluten mit goldigem Licht die buntgefärbten, jetzt der Lese harrenden Reben-
Hügel des Rheins und seiner Nebenflüsse. Längst sind die Weinberge durch ver-
haue und Hecken gesperrt. Selbst dem Eigentümer wird der Eintritt in seinen
„Wingert" untersagt. Nur einmal wöchentlich ist Wingertstag, alsdann darf
er sich von den Fortschritten überzeugen, die seine Trauben in acht Tagen
gemacht haben. Die Gerätschaften werden bereit gehalten. Lütten und Kässer
sind wohl gewässert und ausgeschwenkt, die Legel stehen blank geputzt da, und
sorgfältig hat man die Traubenmesser geschärft. Mit Spannung erwartet alles
die Ankündigung des „allgemeinen herbstes", der durch den Grtsvorsteher
festgesetzt wird. Eines Abends ertönt Sie Schelle oder die Trommel des Aus-
rufers durch das stille Städtchen. „Morgen beginnt der ,allgemeine herbst","
so ruft man sich jubelnd zu, und nun
„Oappelt's hinaus
Mit Mann und Maus,
Mit Lübeln und Bütten! Oas Haus verläßt
Selbst Kin-d und Kegel beim Lesefest."
Wir wandern mit ihnen hinauf in die von den fröhlichen Weisen der Winzer
und Winzerinnen widerhallenden Berge. In peinlicher Ordnung und in gleich-
mäßiger Entfernung voneinander stehen die Weinstöcke da. Aus ihrem sattgelben
Llätterschmuck lachen uns die reifen Trauben entgegen und rufen: „Schneidet
uns ab, wir platzen sonst!" Ittit einem krummen Messer oder einer Trauben-
schere wird ein Träublein nach dem andern abgeschnitten und in das neben
den Weinstöcken stehende Lüttchen gelegt. Sorgsam sucht man die zu Loden
gefallenen Trauben auf. Unter heiteren Scherzen und übermütigen Neckereien,
die mit lustigen Rheinliedern wechseln, fließt die Arbeit munter fort. Auf einen
Weinbergpfahl gestützt, wandelt der Legelträger hin und her. Er trägt auf seinem
Rücken eine an zwei Lederriemen befestigte, unten spitz zulaufende, oben breite
Holzbütte, das Legel. In dieses werden die Trauben aus den kleinen Lütten
geschüttet. Unten am Weinberge erblickt man große, ovale Holzgefäße, in
Sie der Legelträger seine schwere Last entleert. Gleich werden die gelben
und weißen, die blauen und roten Zrüchte zu Most zerquetscht. Auf bekränztem
Mostwagen bringt der Zuhrmann ihn dann heim, wo er im Kelterhause in
der Ketter völlig ausgepreßt wird. Aus dem trüben Most entsteht nach langer
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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I. Der Rhein von Bingen bis Loblenz.
11
Strecke im jungen 5enz sein, wenn hier die unzähligen Kirschen-, Pfirsich- und
Kprikosenbäume ihre herrliche Blütenpracht entfalten, Das kleine Salzig
mit einer warmen Salzquelle hat durch seine Kirschen Berühmtheit erlangt.
Die geschützte Lage des Vrtes läßt dort die Früchte zu ftüherer Reife gelangen
als in anderen Gegenden unserer Heimat. Lei R h e n s betrachteten wir den
Nönigsstuhl, auf dem sich in früheren Jahren die vier Rurfürsten von Köln,
Mainz, Trier und der Rheinpfalz oersammelten, um über die Raiserwahl zu
beraten. Schon liegen Burg Lahneck und Schloß Stolzenfels hinter
Kbb. 10. Stolzenfels. (Nach: „Km Rhein". Verlag der photogr. K.-G. Siegburg bei Töln.)
uns. Stolz flattert im Winde die Reichsfahne auf der Festung Ehrenbreit-
st e i n. hochgespannte Brückenbogen und zahllose Türme erglänzen in der
Kerne und gemahnen uns, daß wir Eoblenz erreicht haben.
2. Loblenz. In (loblenz verlassen wir und noch viele Mitreisende das
Schiff. Neue Reisende steigen ein, unser stolzer Dampfer setzt sich bald wieder
in Bewegung, Wir winken ihm noch einen freundlichen Kbschiedsgruß zu,
und bald ist er unseren Blicken entschwunden. Nun beginnen wir einen Rund-
gang durch die alte Stadt. Ihr Name Confluentes, d. h. die „Zusammen-
fließenden", deutet schon darauf hin, daß sie ihre Gründung den Römern ver-
dankt. Gar prächtig ist sie am Einflüsse der stattlichen Mosel in den Rhein gelegen.
Deutlich hebt sich das gelbliche Moselwasser von den grünen Fluten des Rheins
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Xviii. Die Niederrheinische Tiefebene.
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überwucherte Sümpfe dehnten sich also früher in Menge über unsere jetzt so
fruchtbare, wohlangebaute niederrheinische Tiefebene aus.
2. Landschaftsbild. Schon in der Eölner Lucht vermißten wir zu beiden
Zeiten des Stromes die rebumkränzten Berge. Nur aus weiter Kerne grüßten
freundliche höhen zu uns hinüber. Mehr noch entschwinden sie in der nieder-
rheinischen Tiefebene. Die auf der linken Seite bis in die Gegend von Cleve
sich hinziehenden Hügel sind kaum noch sichtbar. Die rechtsseitigen begleiten
den Rhein bis zur Ruhrmündung. Die etwas nördlicher sich in den Strom
ergießende Lippe ist fast ganz ein Kind des Tieflandes. Trägen Laufes durch-
zieht der einem breiten Silberbande gleichende Strom die niederrheinische Tief-
ebene und das angrenzende Holland, hier vereinigt er seine Wasser mit
denen der Maas und teilt sich in viele Arme,- der unbedeutendste unter ihnen
behält den Namen des stolzesten und schönsten aller deutschen Ströme bei.
Jeglicher Kraft bar, muß „der alte Rhein" bei der Stadt Leeden durch einen
Kanal dem Meere zugeführt werden. Wie gewaltig ist doch der Unterschied
zwischen den Landschaftsbildern des Niederrheines und denjenigen, die uns
auf der Fahrt von Bingen bis Bonn entzückten! hohe, grasbewachsene Dämme
oder Deiche begleiten den Strom und schützen das Land vor der verheerenden
Gewalt der brausenden Fluten, die sonst bei Hochwasser mit wildem Ungestüm
die Ufergelände überfluten würden. Auf prächtigen Wiesen, die in dem feuchten,
vielfach sumpfigen Uferboden üppig gedeihen, weiden allerorts wohlgenährte,
buntscheckige Rinder! hier und da lugen aus dem Weidengebüsch die roten Ziegel-
dächer stattlicher Gehöfte oder kleiner Ortschaften. Wegen der Überschwemmungs-
gefahr hat man Dörfer und Städte in einiger Entfernung vom Strome erbaut.
Gar emsig drehen munter klappernde Windmühlen ihre Flügel und mahlen den
reichen Kornsegen, den die Landschaft spendet. Eine Wanderung gegen Ende
des Wonnemonats durch die stillen, friedlichen Flüren des Niederrheins lehrt
uns, daß auch diesem Fleckchen Erde die gütige Allmutter Natur seine eigenen
Reize nicht versagte. „Schon ist die junge Lenzespracht entschwunden, und die
stille Zeit des Heranwachsens der Früchte hat begonnen. Unter der hier meist
nassen und kühlen Maiwitterung haben die Wiesen einen ganz vorzüglichen
Graswuchs erhalten. Für das Weidevieh ist Futter in hülle und Fülle vorhanden.
Eine wahre Augenweide sind die purpurfarbigen Felder des Bienenklees,
gemeinhin vom Landvolk auch .Püppkesklee' genannt. Auf den honigreichen
Blüten summen Bienen und Hummeln,- unzählige Schmetterlinge erfreuen sich
auf diesen Feldern ihres kurzen Daseins. Wie ein knallgelbes Tischtuch liegt
mitten in der Feldflur ein blühendes Rübenfeld. Weite grüne, wogende Zwerg-
wälder stellen augenblicklich die Halmfelder dar. Schon sprießen die Ähren
am Roggen hervor, und nach wenigen sonnigen Tagen werden die Wolken des
befruchtenden Blütenstaubes über sie hinziehen. Nach und nach wird es dann
mit zunehmender Körnerentwicklung lichter im Halmwald, da die Getreide-
blätter nach und nach verwelken. Dann schmückt sich das Roggenfeld mit rotem
Mohn, blauen Kornblumen, weißen Kamillen, blauem Frauenspiegel und hell-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
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Extrahierte Personennamen: Cleve
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Holland Niederrheines Bonn Weidengebüsch
V. Das Tlloseltal.
25
artiger Bau gewesen sein mutz, in dem mehr als Z0 000 Menschen Platz fanden.
Das Römerreich schwand dahin und mit ihm der Glanz der Stadt. Später nahmen
Erzbischöfe dort ihren Sitz und schmückten es mit herrlichen Kirchen, die wir
aus unserem Rundgang durch die Stadt zu betrachten nicht versäumen dürfen,
wir haben nun die großen Bauwerke der Stadt genügend gewürdigt und
sehnen uns aus den engen Straßen hinaus ins Freie. Da lenken wir unsern
Schritt zu den Nutzbaumgängen, die sich um die Stadt ziehen,- auch besuchen
wir einige Vororte, die zwischen reichen Gstgärten und wohlgepflegten Reben-
Hügeln versteckt liegen.
Dom. Das anziehendste unter den vielen uralten Baudenkmälern der Stadt ist der
Dom. Lange zeigte man in ihm ein Horn, das die Leute die Teufelskralle nannten.
Sie erzählten, der Erbauer habe das Werk nicht allein fertig bringen können und den
Teufel zu Hilfe genommen, diesen aber überlistet und um seinen Lohn betrogen. Da
habe der Teufel in seiner Ivut die Altäre umreißen wollen, es sei ihm aber nicht
gelungen, und er habe dazu noch eine Kralle lassen müssen.
4. Erwerbsquellen. Unsere Fahrt von Loblenz nach Trier führt durch
einen großen Rebengarten. Gewöhnlich rankt nur an einer der Sonne zugekehrten
Calwand dieses edle Gewächs. Ittit den steten Windungen des Stromes wechseln
die besonnten Gehänge - bald erheben sie sich zu unserer Linken, bald zur Rechten.
Die auf der schattigen Nordseite liegenden Bergabhänge sind mit niedrigem
Eichengestrüpp bewachsen. Etwa alle 20 Jahre werden die jungen Eichen-
stämmchen abgeholzt, um ihre Rinde abzuschälen. Diese wird gemahlen und
findet beim Gerben des Leders Verwendung. In früheren Jahren brachten
diese Lohhecken oft höheren Gewinn als die Weinberge, da sie keiner sorgsamen
Pflege bedürfen. Seitdem aber südamerikanisches holz einen weit billigeren
Gerbstoff liefert, erzielt man nur geringen preis für die Eichenlohe, viele
Lohhecken müssen daher neuerdings ertragreicheren Weinanpflanzungen weichen.
Nach ausgedehnten Fruchtfeldern spähen wir im engen Nloseltal vergeblich.
Viehzucht betreiben die Bewohner meist nur, um den für die Weinberge not-
wendigen Dünger zu erhalten. Der Weinbau, dem sich hier noch besondere
Schwierigkeiten hemmend entgegenstellen, ist und bleibt die wichtigste Erwerbs-
quelle der Nioseltalbewohner. Um die Anpflanzung der Reben überhaupt zu
ermöglichen, müssen nicht selten in die jäh aufsteigenden Bergwände Stufen
gehauen werden, häufig erblickt man 20—-30 solcher Weinbergterrassen über-
einander,- gemauerte Pfeiler und Bogen trennen sie. Auf steilen Pfaden
erklimmen die Winzer die einzelnen Stufen. Das ganze Jahr hindurch erfordert
der Weinbau angestrengte Arbeit. Im Winter werden die Reben beschnitten
und von altem und unreifem holze gesäubert. )ieht der Frühling ins Land,
so mutz der Winzer die pfähle erneuern und die Reben an diese binden, muß
hacken, graben und düngen. In Körben und Kiepen schleppt er keuchend den
Dünger und die durch heftige Regengüsse weggeschwemmte Erde nach oben,
flu besonders steilen Wänden bemerkt man Niauern, die das Abschwemmen
des Erdreichs bei starkem Regen hindern sollen- dennoch machen oft heftige
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
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Xi. Oer Westerwald.
51
hauch des Südens über der schönen Gegend. In großen wohlgepflegten Gärten
voll Blütenpracht stehen weiße Landhäuser, hohe, schlanke Lebensbäume
ragen in fest geschlossenen Pyramiden düster empor. Breitästige Tulpenbäume
und Magnolien, malerische Libanonzedern und kraftvolle kalifornische Mammut-
bäume nebst blütenreichen, süß duftenden Akazien oder Robinien streben über
grünen Teppichrasen auf."
3. Entstehung und Aufbau des Siebengebirges, wie in der Eifel, so
hat auch an dieser Stätte Vulkan, der Gott der Schmiede, einst seine Macht ent-
faltet und das stolze Siebengebirge geschaffen. Seine Kuppen sind nämlich
zumeist aus Trachgt und Lasaltgestein aufgebaut, das dem Kraterschlunde der
hier vor Zeiten tätigen Vulkane entstammt. In manchen seiner Gipfel haben
wir sogar erloschene Keuerberge vor uns.
Xi. Oer Westerwald.
1. Lage und Aufbau. Unser herrliches Siebengebirge bildet den nord-
westlichen Ausläufer des Westerwedes, der nur zum kleineren Teile der Rhein-
provinz angehört. Der Eifel gegenüber dehnt sich dieses kalte, rauhe Gebirgs-
land zwischen Rhein, Lahn und Sieg aus. Seine Kämme und Kuppen bestehen
teils aus Schiefer, teils sind sie vulkanischen Ursprungs und daher aus dunklem
Lasalt oder hellgrauem Trach^t aufgebaut.
2. Erwerbsquellen.
a) Waldreichtum. Dunkle, prächtige Tannenwälder verleihen dem
obern Westerwald einen feierlichen Ernst. Doch sind leider auf den höchsten
Teilen ganze Waldstrecken ausgerodet. Ungehindert sausen jetzt rauhe Winde
über die von Wald entblößten höhen dahin. Um ihre Gewalt zu brechen, hat
man Schutzhecken, aus zwei bis fünf Tannenreihen bestehend, angepflanzt,
die dem Unkundigen beim flüchtigen Durcheilen des Gebietes mit der Eisen-
bahn wie gewaltige Wälder erscheinen. Lichtes Grün herrlicher Laubwälder
umfängt uns in den Bergen des unteren Westerwaldes und verleiht diesem Teil
des Gebirges ein weit freundlicheres Aussehen. §ür die Bewohner dieser wald-
reichen Gebiete bildet naturgemäß die Forstwirtschaft die wichtigste Erwerbsquelle.
b) Ackerbau. Dem Ackerbau sind die rauhen, heftigen Nordwestwinde
mit ihren häufigen und starken Niederschlägen wenig günstig. Eine unter der
Ackerkrume liegende undurchlässige Tonschicht hemmt das Eindringen der
Feuchtigkeit in tiefere Erdschichten- so entstehen ausgedehnte Moore. Der
obere Westerwald leidet besonders unter diesen ungünstigen Witterung?- und
Bodenverhältnissen. Oer Getreidebau erweist sich als wenig lohnend. Die
Kartoffeln verfaulen häufig infolge allzuvieler Feuchtigkeit. Die Wiesen, die
dazu noch ein bitteres Sumpfheugras hervorbringen, liefern jährlich nur einen
Schnitt. An äußerst geschützten Stellen hat man wohl Obstbäume angepflanzt,
deren Früchte sich jedoch keines besonderen Wohlgeschmackes rühmen können.
Der Volksmund sagt: „Auf dem hohen Westerwald brauchen die Kirschen zwei
^ *
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
§ 8. Das südliche Holstein. 15
Geest zum Gemüsebau über, über die verschiedenen Drte pflegen die verschiedenen
Gemüsearten nicht in gleicher Ausdehnung. Zede Gegend hat sich je nach dem Loden
eine oder mehrere Gemüse- und Cbstarten auserwählt, denen sie ganz besondere
Pflege angedeihen läßt. Berühmt sind Vierländer Erdbeeren und Frühkartoffeln,
Zinkenwerder Meerrettich und Zwetschen, Altenländer Kirschen und Apfel,
Glückstädter weiß- und Rotkohl. Oie sandige Geest erzeugt viel Spargel und
Rhabarber.
Oie Glückstädter Gemüsebauern haben mit ihrer Ware den weitesten Weg. Im
Herbst bringen sie ihre Ernte an Kartoffeln, Kohl, Sellerie, Rüben, Wurzeln und (Dbst
aller Art auf Ewern an den Altonaer Sischmarkt. Oas ganze Jahr hindurch beladen
sie gemeinsam wöchentlich mehrere Eisenbahnwagen mit Grünwaren und senden sie
an den Altonaer Markt.
Aber ebenso hat wieder die Stadt die Landleute der weiten Umgebung mit allem
zu versehen, was sie nicht selbst herstellen und gewinnen können, mit Kolonialwaren,
Kleiderstoffen, Maschinen aller Art, Gerätschaften usw. So bilden die Bewohner der
ganzen Landschaft, Städter und Landleute, gleichsam einen großen Haushalt, dessen
Glieder die Arbeiten unter sich verteilt haben.
Baumschulen. Doch gibt es in der Landschaft ein Gebiet, wo man sich um
die Nähe der Großstadt wenig kümmert. Gleich nördlich von Eidelstedt beginnen in
meilenlanger, ununterbrochener Zolge Baumschulen, voll von Sämlingen für Zorst-
und Gartenzwecke. Oer Mittelpunkt dieses Baumschulbetriebs ist Halstenbek. Ganz
ungeheuerlich ist die Zahl der jungen pflanzen, die hier erzeugt wird. In der
wichtigsten Versandzeit von Mitte März bis Mitte Mai werden jeden Tag 30 bis
50 Eisenbahnwagen, mit jungen pflanzen beladen, in die weite Welt geschickt. Ab-
nehmer finden sich in allen Teilen Deutschlands,- ja alle Nachbarstaaten und sogar
Amerika stellen Käufer.
Im herbst ist der Versand nicht so groß,' aber gegen 200 Millionen junger Fichten
und ungeheure Mengen junger Obstbäume kommen dann zum Versand.
Rosenzucht. Oie Umgegend von Pinneberg ist fast ebenso reich an Baum-
schulen,' doch überwiegt hier die Zucht edler Rosen, viele hohe und niedrige Rosen-
stämme werden an Gartenbesitzer verschickt. Aber ganze Rosenfelder dienen nur
dazu, schöne Schnittrosen zu erzeugen, die nach allen Großstädten des Reichs ver-
schickt werden.
Besiedlung. Das südliche Holstein ist sehr dicht bevölkert, hier ist eine
große Zahl von Städten und ansehnlichen Dörfern entstanden. Abgesehen
von Hamburg, Kltona und Wandsbek, die in dem folgenden Abschnitt be-
handelt werden, sind zu nennen: die Solbäder Bad Oldesloe und Lad
Bramstedt, Pinneberg und Ütersen an der Pinnau, das industriereiche
Elmshorn und die Schuhmacherstadt Barmstedt an der Rrückau, Wedel und
Glückstadt an der Elbe.
Zusammenfassung: Zum südlichen Holstein gehört das Gebiet zwischen Lille
und tiaiser-lvilhelm-ttanal, zwischen Elbe und Bramau. In alter Zeit bildete
es die Grafschaft Stormarn. Im Osten ist hügeliger Lehmboden, westlich davon
eine sandige Ebene mit großen Heide- und Moorflächen; an der Elbe liegen
die fruchtbaren Elbmarschen. Obgleich der größte Teil wenig fruchtbar ist, ist
das Land doch dicht bevölkert. Vas rührt her von der Nähe Hamburgs. Von
der Nähe der Großstadt wird auch die Erwerbsweise der Bewohner beeinflußt.
Sie nähren sich von Milchwirtschaft, Schweine- und Geflügelzucht, Gemüse- und
Obstbau. Bei Halstenbek sind große Baumschulen.
Stelle die Städte Südholsteins zusammen und gib ihre Lage an!
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
Extrahierte Ortsnamen: Holstein Eidelstedt Amerika Pinneberg Holstein Hamburg Kltona Wandsbek Bad_Oldesloe Pinneberg Elmshorn Holstein Lille Hamburgs
5. Das Klima Zchlesrvig-Holsteins.
7
Zusammenfassung: Die Oberfläche Schleswig-Holsteins gleicht einem Vach,
dessen Seiten nach Westen und Osten abfallen. Der Landrücken liegt aber nicht
in der Mitte sondern nahe der Ostküste. Die westliche Abdachung ist breit, eben,
sandig und wenig fruchtbar. Die Flüsse haben trägen Lauf. Fast alle haben
westliche Laufrichtung (Lider, Soholmerau, wiedau, liönigsau). Im Süden
Holsteins fliehen sie nach Südwesten (Bitte, Alster, Pinnau, Nrückau und Stör).
Die östliche Abdachung fällt steil ab; sie ist nur schmal, hier sind nur kleine Flüsse
(Traoe, Schwentine) mit starkem Gefälle und raschem Lauf. Die östliche Abdachung
ist hügelig und hat durchweg fruchtbaren Lehmboden. (Nenne die wichtigsten
Lodenerhebungen!) Die Ostseite ist reich an Seen, (holsteinische Seenplatte.)
§ 5. Das Rlima Schleswig-Holsteins.
Wärmeverhältnisse. Schleswig-Holstein hat ein gemäßigtes
Klima- die Winter sind milde und die Sommer kühl. Andauernde und hohe
Wärme ist selten. Mehr als -j- 31 Grad im Schatten werden kaum be-
obachtet. Ebenso selten sind strenge Winter mit andauerndem Krost. 15 Grad
Kälte sind schon eine Seltenheit. Zm Winter 1912 wurde die größte bisher
gemessene Kälte beobachtet (— 33°-C.). viele Gewächse, die unsre Winter-
kälte sonst gut überstehen, waren erfroren, so Walnußbäume, hülsen, Kirsch-
lorbeer, Weinstöcke usw. Die durchschnittliche Zahreswärme beträgt etwa
+ 8 Grad. Sie nimmt im allgemeinen von Süden nach Norden und von
Westen nach Osten ab. Das Elbtal hat das mildeste, der Landrücken das
kühlste Klima.
Ze weiter nach Norden, desto später tritt das Krühjahr ein,- d. h. Bäume
und Sträucher werden später grün und kommen später zur Blüte. Der Unter-
schied in der Blütezeit zwischen Altona und Hadersleben beträgt für viele
pflanzen 14 Tage.
Bewölkung. Niederschläge. Die Zahl der Tage mit unbewölktem
Himmel ist nicht groß. Zm Winter gibt es oft wochenlang keinen einzigen
wolkenlosen, sonnenhellen Tag. Das Elbtal ist besonders reich an nebligen
Wintertagen. Das Land ist regenreich,- doch ist der Negenfall nicht gleich-
mäßig über das Land verteilt. Im Westen regnet es häufiger als im Osten.
Kehmarn und Land Oldenburg sind sogar regenarm zu nennen. Die durch-
schnittliche Zahreshöhe der Niederschläge beträgt 70—74 cm; im Westen ist sie
höher, auf Fehmarn beträgt sie nur 55 cm. Die Niederschläge kommen zum
allergrößten Teile in Horm von Negen zur Erde,- schneereiche Winter bilden
eine Ausnahme. Ebenso sind verheerende Hagelwetter selten. Am häufigsten
kommen sie in Mttelholstein zwischen Itzehoe, Kellinghusen und hohen-
westedt vor.
Das feuchte, gemäßigte Klima ist günstig für pflanzen- und Tierwelt.
Weiden und Wiesen zeigen meistens ein üppiges Grün. Das ist eine der
Ursachen, weswegen in Schleswig-Holstein die Viehzucht blüht. Wegen der
Unbeständigkeit der Witterung wird es dem Landmann aber oft schwer, die
Ernte in gutem Zustande unter Dach zu bringen.
Die Winde. Schleswig-Holstein wird oft von schweren Stürmen heim-
gesucht, vorherrschend sind Winde aus westlicher Richtung. Die Wirkung
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Pinnau Walnußbäume
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holsteins Soholmerau Schleswig-Holsteins Schleswig-Holstein Weinstöcke Altona Oldenburg Mttelholstein Itzehoe Kellinghusen Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein
Anhang Z. Beobachtung des Himmels, der Gestirne und des Wetters. 71
geschlagen. Man versucht, daraus auch das Vetter für den folgenden Tag
im voraus zu b?stimmen. Oie Wettervorhersage wird jeden Mittag um 12 Uhr
angeheftet.
Kür all das, was das Wetter betrifft, gebraucht man den gemeinsamen Namen
„Klima". Das Klima unsers Landes ist gemäßigt, d. h. es ist bei uns selten sehr
heiß, aber auch selten kalt. Unser Klima ist ferner rauh, weil oft heftige Stürme
toben. Es ist endlich feucht zu nennen, weil wir viele Regentage haben.
Im ganzen ist das Klima aber doch gesund. Menschen, Tiere und pflanzen
gedeihen.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]